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Counterfactual Thinking: Was wäre wenn…

“Nicht ‘krank’ ist der Gegensatz von ‘normal’, sondern ‘außergewöhnlich’! Und von den Außergewöhnlichen sind einige behandelbar krank und andere dauerhaft hilfsbedürftig behindert, die übrigen Außergewöhnlichen aber sind die farbigen Grenzgänger unserer Gesellschaften.”
(Zitate aus dem Buch! „Irre! Wir behandeln die Falschen, unser Problem sind die Normalen!“ Ein faszinierendes, hochsensiblisierendes und zutiefst menschliches und lebensbejahendes Buch des Psychiaters und Kabarettisten Manfred Lütz, eine scharfzüngige Gesellschaftssatire und zugleich eine heitere Einführung in die Seelenkunde.)

Die Idee „Normal ist irre und Irre ist normal“ kann mit Counterfactual Thinking in Bezug gesetzt werden, um alternative Perspektiven und Realitäten zu beleuchten. Dies hilft uns, festgefahrene Konzepte von Normalität und Abweichung zu hinterfragen und zu verstehen, wie flexibel und subjektiv diese Konzepte sein können.

Was bedeutet „Normal ist irre und Irre ist normal“?

Diese Aussage hinterfragt die festen Vorstellungen davon, was als „normal“ und was als „verrückt“ oder „abweichend“ gilt. Sie suggeriert, dass das, was wir als normal ansehen, aus einer anderen Perspektive als ungewöhnlich oder unvernünftig erscheinen könnte, und umgekehrt.

“Kontrafaktisches Denken” Kontrafaktur (lateinisch contra ‚gegen’ und facere ‚machen’, Gegenentwurf)

Counterfactual Thinking ermutigt uns, alternative Szenarien zu denken, in denen die Begriffe „normal“ und „irre“ vertauscht werden oder sich ändern. Das kann uns helfen zu verstehen, dass Normalität und Abweichung oft von kulturellen, sozialen und individuellen Perspektiven abhängig sind.

Beispiele für „Normal ist irre und Irre ist normal“

  1. Gesellschaftliche Normen:
    • Normal: Jeden Tag zur Arbeit gehen und einen 9-to-5-Job haben.
    • Irre: Aus der Sicht eines indigenen Volkes, das im Einklang mit der Natur lebt, könnte der moderne Arbeitsalltag als unnatürlich und verrückt erscheinen.
    • Counterfactual Thinking: „Was, wenn das Leben im Einklang mit der Natur die Norm wäre und unser Arbeitsalltag als abweichend betrachtet würde?“
    • Ergebnis: Es zeigt, wie kulturelle Normen beeinflussen, was als normal gilt.
  2. Medizin und Psychologie:
    • Normal: Menschen, die in der modernen Gesellschaft unter ständigem Stress leben, gelten oft als „normal“.
    • Irre: In einer alternativen Realität könnte dieser ständige Stress als Zeichen von Verrücktheit gesehen werden.
    • Counterfactual Thinking: „Was, wenn Menschen, die entspannt und ohne Stress leben, als die Norm betrachtet würden?“
    • Ergebnis: Es hinterfragt, warum wir bestimmte psychische Zustände als normal akzeptieren, auch wenn sie gesundheitsschädlich sind.
  3. Kulturelle Unterschiede:
    • Normal: In westlichen Kulturen ist es normal, sich durch individualistische Werte und Selbstverwirklichung zu definieren.
    • Irre: In kollektivistischen Kulturen könnte dieses Verhalten als egoistisch und unvernünftig angesehen werden.
    • Counterfactual Thinking: „Was, wenn kollektivistische Werte die Norm wären und individualistisches Verhalten als abweichend betrachtet würde?“
    • Ergebnis: Es hilft zu verstehen, dass Normalität stark von kulturellen Kontexten abhängig ist.
  4. Mode und Ästhetik:
    • Normal: Bestimmte Mode- und Schönheitsideale gelten als normal.
    • Irre: Aus der Perspektive einer anderen Zeit oder Kultur könnten diese Ideale als übertrieben und verrückt erscheinen.
    • Counterfactual Thinking: „Was, wenn andere Schönheitsstandards die Norm wären?“
    • Ergebnis: Es zeigt, wie relativ und wandelbar Schönheitsnormen sind.

Was können wir daraus lernen?

  • Relativität von Normalität: Was als normal gilt, ist oft nur eine Frage der Perspektive und kann in einem anderen Kontext als unvernünftig oder verrückt erscheinen.
  • Offenheit für Vielfalt: Diese Denkweise fördert die Akzeptanz von Vielfalt und zeigt, dass es viele legitime Wege gibt, die Welt zu sehen und zu leben.
  • Kritisches Denken: Sie regt an, kritischer gegenüber den eigenen Annahmen und Vorurteilen zu sein und offen für alternative Sichtweisen zu bleiben.

Fazit

Indem wir die Konzepte „Normal ist irre und Irre ist normal“ mit Counterfactual Thinking kombinieren, können wir unsere eigenen Vorurteile und kulturellen Normen hinterfragen. Es ermöglicht uns, alternative Realitäten zu erkunden und ein tieferes Verständnis für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Perspektiven zu entwickeln. Es zeigt, dass die Grenze zwischen Normalität und Abweichung oft willkürlich ist und dass es wichtig ist, diese Konzepte flexibel und offen zu betrachten.

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